“Die Ruinen der Kalkbrennöfen wurden unter archäologischer Leitung freigelegt, um sie als Besichtigungsobjekt für den Regionalpark Rhein-Main herzurichten. Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen verband die Genehmigung mit der Auflage, die Ausgrabungsstätte mit einer Überdachung zu schützen um zu verhindern, dass das nach der Ausgrabung der Witterung ausgesetzte Mauerwerk innerhalb kurzer Zeit zerfällt. Die Ruine sollte außerdem statisch gesichert und mit geeigneten Mitteln konserviert werden. Für die archäologische Tätigkeit war der Hattersheimer Archäologe Michael Schmitt bereits beauftragt. Die Leitung des Regionalparks beauftragte daraufhin die Planergruppe Hytrek, Thomas, Weyell und Weyell mit der Konservierung sowie mit dem Entwurf für eine Überdachung.
Für die Entscheidung zur Beauftragung des Flörsheimer Architekturbüro war die Fächerkombination des Verfassers als Mitinhaber der Planergruppe ausschlaggebend. Das Büro war für seine zeitgemäße Gestaltung von neuen Bauteilen in Verbindung mit historischer Substanz bekannt. Als Professor für Denkmalpflege sollte der Verfasser (Prof. Dipl.-Ing.- Horst Thomas) die Maßnahme persönlich leiten.
Das Ziel der Sicherung und Konservierung war den Architekten genauso wichtig wie es ein Anliegen war, eine prägnante Gestaltung zu finden, die zudem die gewünschte Attraktivität als Besichtigungsobjekt an einer Regionalparkroute aufweisen sollte.
Das erste Problem war die Frage nach der verträglichsten Form der Gründung des Überdachungsbauwerks. Es handelt sich bei der Umgebung der Anlage um denkmalverdächtigen Boden, der jedoch nicht ergraben wurde, um den Bestand der bestehenden baulichen Reste aus dem 18. Jh. nicht zu gefährden. Bereits in römischer Zeit wurde Kalk abgebaut und es gab mit großer Wahrscheinlichkeiten Brennöfen und sonstige Baulichkeiten in diesem Bereich. Die Eingriffe in den denkmalverdächtigen Baugrund sollten daher minimiert, die Fundamente so klein wie möglich und es sollten auch möglichst wenige Fundamente in den Boden eingebaut werden.
Das Innere der Anlage schied alleine wegen der Schonung der Bausubstanz für den Einbau von Stützen aus. Die westliche Längsseite der linear angeordneten drei Öfen sollte die Präsentationsseite werden. Die östliche Längsseite besteht aus einem den Ofenrückseiten vorgelagerten Hügel, über den das Befüllen der Öfen mit Brenngut – von oben – erfolgt war. Auch dieser Hügel war Teil des Denkmals, zudem war er für eine Gründung ungeeignet, da der Boden aufgeschüttet war (im 18. Jh.) und nicht tragfähig genug. Es blieben also die beiden Schmalseiten neben den Öfen.
Wollte man mit diesen beiden Fundamentstandorten auskommen, musste die Überdachung eine Spannweite von fast 20 m aufweisen. Die Konsequenz aus der großen Spannweite ist eine massige Überdeckung mit schweren Stahlträgern oder eine – leichtere – Überdeckung mit Leimholzträgern, die aber noch mächtiger ausfallen musste.
Die alten Brennöfen waren nie überdacht und so hätte ein zu schwer wirkendes Dach den Eindruck der Anlage zu sehr verfremdet. Es entstand daher die Idee der Auflösung der massigen Träger in eine filigrane Fachwerkkonstuktion aus schlanken Stahlprofilen, mit der man die Spannweite am elegantesten realisieren konnte. Die sich ergebende Höhe der Stahlfachwerkkonstuktion war dabei etwa geschosshoch, sodass sich höhenmäßig ein Laufgang integrieren ließ, der Einblicke von oben gestattete und damit eine besonders informative und attraktive Besichtigungsmöglichkeit – von einer Brücke aus. Treppen auf beiden Seiten der Brücke erlauben einen Rundgang.
Der Laufsteg benötigte nicht die volle Breite der Konstruktion, er wechselt in der Mitte die Seite, je nach Interessantheit der darunter sich befindenden historischen Bauteile. Am Wechsel ist der doppelt so breit, bildet eine Plattform, die es erlaubt, eine kleinere Gruppe bei einer Führung unterzubringen.
Die Brückenkonstruktion wurde mit einem weit ausladenden Glasdach überdeckt, breit genug, um Schlagregen abzuhalten und lichtdurchlässig, um die Anlage an trüben Tagen nicht zu sehr im Dämmerlicht zu präsentieren – es gibt keinen Stromanschluss für eine Beleuchtung. Alles Andere der architektonischen Bemühungen galt der Transparenz und gestalterischer Leichtigkeit: durchsehbare Fußböden aus Gitterrosten, Geländer aus ebenso durchsichtigem Streckmetall. In die Abstützungen des Daches wurden Informationstafeln eingehängt, die die frühere Arbeit der Kalkbrenner, die Denkmalpflegeinformationen und -belange sowie die Entwurfsgedanken des Überdachungsbauwerks vermitteln.
Die statische Sicherung und Konservierung der ruinenhaften Reste der alten Brennöfen selbst erfolgte mit dem Ziel der geringstmöglichen Eingriffe in die Denkmalsubstanz. Die Stabilität sollte ohne innere Bohrungen, Vernadelungen des alten Mauerwerks usw. erfolgen. Die Eingriffe wären später zwar unsichtbar gewesen, hätten die alte Konstruktion aber beeinträchtigt und gefährdet. So wurde das, was schräg stand, sichtbar von außen gestützt – mit dem gleichen Material wie die Überdachung, verzinktem Stahl. Es wurde eine ehrliche Lösung bevorzugt und Eingriffe konnten so weitgehend vermeiden werden.
Die so entstandene Gesamtlösung steht seit 1998 Besuchern des Regionalparks zur Besichtigung zur Verfügung. Sie wurde in mehreren Fachzeitschriften und zwei Buchveröffentlichungen ausführlich vorgestellt”.

Historische Kalkbrennöfen, nach der Restaurierung und Überdachung 1997   Aufnahmen 2007

Restaurierung der Kalkbrennöfen 1997