HHStAW 104/78  23. Juni 1545 Das Liebfrauenstift in Mainz verpachtet 2 Huben Äcker (50 Morgen) und 4 Morgen Weingärten an Flörsheimer Bürger. Es ist das “Pfarrgut”.

Wir Anthonius Widdemeiger Dechandt und Capittell unser frauen stifft zu den Greden zu Meintz Bekhennen in dißem Brieff gegen allermenlich vor uns unserer Nachkhommen, Daß wir mit wohlbedachtem mude undt rechter weißen als Pastores zu Flersheym am Main, mit wissen undt willen deßmals unsers Pfarrers do selbst herr Adam verlaühen haben undt verleyhen in Crafft dieses Brieffes dem Ersamen undt Erbaren Michael Storck dieser zeit Schultheiß, Conradus Hen, Einolffs Peter, Peter von Weilpach und Dorothea Clees von Edersheym verlaßene widsfrau auch Iren Stieff Kindern, sampt Irer geselschafft undt Erben alle Zu Flersheym wonhaftig, Als Stemme undt Hauptleudten unsere Pfargutter, so zu der gemelten Pffar zu Flersheym gehorig undt zustehe, Nhemlich Zwo Huben landes sampt etlichen wingarten in Flersheymer gemarcken gelegen in Form undt maßen wie hernach gemeldet wirdt, Ein undt Zwantzigk Jhar langk nach dato dißes brieffes nehet nach einander volgende, anfenglich zu Nechen von dißer Ernden der geringeren Zalt  nach Christi unseres Herrn gepurt Im fünff undt viertzigsten, undt außgenglich Im Sechs undt sechtzigsten Jhar,

Also bestheidenlichen daß sie die Pfargutter Acker undt Wingartten nit weitter vertheilen undt verausseren sollen, Die gutter zu einem gutten gewohnlichen Bauws undt Besserung bringen undt halten, Nemlich die Ecker zu jeglicher Zeitt als sich gepuret zackern. thungen, misten, befruchten, Keinen vergebawet liegen laßen, Undt sollen von solichen guttern uns unsers stiffts proband Iren gepurenden Zehenden jherlich geben undt Reichen, Dem pfarrer do selbst so zu zeittens ist undt wir dar setzen werdten von genanten zwo Huben Landes iedes jhars zwischen den zweyen unser Lieben Frawen tagen Assumptio undt Nativitas zu Lattein genant vier undt Zwantzigk malder Khorns meintzer maß gutter druckener Frucht Kauffmans gutt samptlich aus einer Handt zu Pacht geben, handtreichen betzalen undt liefferen, uff zwen Kosten schaden undt nuhr in den Pfarhoff uff ein Dhure, wo sie dan von einem jerlichen pfarhern bescheiden werden, an langeren verZugk intragk undt widerrede, An solicher handtreichung betzalen undt liefferen, undt liefferung der vier undt Zwantzigk malder Khorns jehrlichen Khorn gutter, soll die obgenantte Stemme  undt Hauptleude auch alle die jhene so die gutter itzunder besitzen inhaben undt hernach besitzen undt inhaben werden ire Erben undt alle ire Nachkhomen Hauptleude und Stemme nit verschuldigen oder ledig machen, durch Mißwachs oder thewerung der Frucht, Hagell, Here, fede, Khommere, gebott verbott der Obrikheiten oder ... anderer sachen die unns unserer Pfar Zu Flersheym nachteilig oder schedlig sein mochten,

Wo aber die obgemelte Hauptleude undt Stemme oder ire Nachkhomen, Erben undt so die gutter zu zeitten besitzen in den ein undt Zwantzigk Jharen an lieberunge obgemelts Pachts einigs Jhars hinderstellig oder seumig werden das Dorf nit sein soll.

So behalten wir uns undt unseren Nachkhomen von wegen der Pfar gantz moge undt macht soliche Zwo Hube Landts mit aller besserung, thungung, Zackerung, sehung undt anders darauff gelegt und gewendt von den obgemelten Hauptleuden undt Stemmen Irer Erben und besitzer der gutter von wegen der Pfar zu unseren handen widder zu nehmen, welche Zeitt im Jar uns oder unseren Nachkommen das eben und gelegen sein wirdt,

Da mit auf furtter sampt den Samen undt Nutzungen davon enthstehen magk thun undt lassen als mit andern unsers stiffts und unser Pffar eigen gutter aus aller hindernis undt widderrede der obgemelten Hauptleude Irer Nachkhomen, Stemme undt Irers jeglichen Erben und besitzer der gutter auch allermeniglichs von Irent wegen, Undt ob sie schon auch understunden uns hier zu wenigk oder viell zu verhindern, soll uns undt unseren Nachkhomen von wegen gemelter pfar unschedlich sein
Auch ist beredt worden daß die obgemelte Hauptleude undt alle Ire Nachkhomen undt Stemme, Ire Erben, undt so die gutter zu Zeitten besitzen undt inhaben, die selbigen gutter fur undt fur in rechtem redlichen gutter gewonlichen Baw undt besserung handthaben undt halten sollen,
Die selbige gutter so es von ... vergehen, verstehen, verantwortten undt alle gnade undt ungnade die uff die selbe gutter gesetzte werden, tragen leyden undt ... an allen unsers Stiffts undt der Pfar abbruch, verlust oder schaden, geferde undt argeliste hier in gentzlichen undt zu maell ausgeschlosen
Undt so hirfurtter obgemelte Haupleude und Stemme itzunder seyndt in den Ein undt Zwantzigk Jaren todts halber abgehen wurden, Sollen doch Ire Erben undt besitzer der Pfargutter als baldt andere Hauptleude undt Stemme an der abgangenden undt versturben Stemme stadt, so daß mehrer theill der gutter besitzen werden, undt der Pfarherr so zu zeytten sein wirt, die selbige also mit Iren Nhamen zu erkhennen geben, undt Inen sonder verzugk uff zu schreiben laßen, argeliste undt geferde gentzlich ausgescheiden,
Es ist auch clerlichen beredt worden, daß die obgemelte Hauptleude, Stemme, Ire Erben und Nachkhomen die Weingartten so auch zu viell gedachter Pfar gehorenn so biß hierher wust gelegen von stundt an in ein gutten landtlichen Baw bringen undt furtter halten sollen, Nemlich myten Pfelen, graben stöcken undt aldt stock ausroden undt Newe setzen, auch alle arbeitt thun als sich gepurtt, undt die letsten Jhar die Weingarten nit beschedigen mit scheden oder sunst,
Das sollen die vielgenante Hauptleude, Stemme, Ire Erben undt Nachkhomen einem jeden Pfarher im Herbst so baldt sie wein dragen, den dritten drauben geben, undt die weingarten zwolff  jhar Zehenden frey seinn, So bald aber die Zwolff jhar erschienen undt umb sein, Sollen sie uns unserem Stifft neben des pfarhers dritten drauben den rechten weinZehendt davon geben undt entrichten,
Ob es sich auch erfunde uber kurtz oder langk in den Ein undt Zwantzigk jharen, daß die Hauptleude Stemme Ire Erben undt Nachkhomen die weingartten nit in gewonlichem landtlichem Baw und beserung gestelt, und furtter auch also gehandt hapt, Es wehr mit sticken, misten, pfelen, graben, roden, undt andere arbeitt so darzu gehoren wie obstehlt undt seumigk darzu gefunden, den dritten drauben zu seiner zeitt dem pfarher undt uns den gepurenden Zehenden nit geben, So behaltenn wir uns und unseren Nachkhomen von wegen der pfar beuör einen freyenn zugangk zu solichen weingartten , wie zuvor in der lenge mit den zwhäen Huben Landts gemelt ist,
Undt ob es sich auch begebe daß einer oder meher unser Irer sein antzall gutter es weren Ecker oder weingarttenn so er von wegen gemelter Pfar inhat, nit in landtlichem Baw und beßerung hilte undt in der betzalung lessig erfunden wurde, behalten wir uns undt unseren Nachkhomen auch bevor, dem selbigen, seinen Erben oder meniglichs der weingartten wieder zu unseren handen zu nehmen, die selbigen einem anderen , so in diser bestandnis begriffen wurde undt ein Bawerman ist, zu verleihen, sonder Inredt undt Intragk des selbigen, seiner Erben oder meniglichs vo deiner wegen,
Wo aber die Ein undt Zwantzig jhare aus undt umb sein, Soliche Zwo Hube Landts und weingartten in guttem landtlichen Baw und beßerung gehalten wie vor angezeigt, auch alle erschienenen pachte samt von den weingartten außgericht undt bezalt were, undt der Zeitt ein Pfarher die Zwho Huben Landts und weingarten selber nit erbawen Konthe noch zu seinem were vermogen, wollen wir vor anderen obgemelten Hauptleuden Stemmen, undt iren Erben, so ferne sie uns darumb bitten, widderumb mit Fürwiessen des Pfarhern, soliche Pfargüter etliche jhar widderumb verleihen undt mit inen ein Newe Verschreibung sampt einer Newen beforchung der gutter uffrichten
Were es aber sach, daß nach den Ein undt Zwantzigk jharen Ein Pfarherdie Pfargutter selber bawen wolle, es seien Ecker oder weingartten, So sollen die vorgenantten Hauptleude, Stemme, Ire Erben Nachkhomen und besitzer der Pfargutter willig abstehen, sich darwidder nit streben noch widdersetzen, Besonder gutwillig mit aller besserung zu des Pfarhers handt stellen auch Keine uffgewanten Kosten oder Unkosten so uff soliche gutter gegangen undt gewandt were, fordern oder anziehen, durch sich selber oder durch andere,

Undt sein dieß die Gutter der Zwehn Huben Landts so zu der obgedachten Pfar zu Flersheym gehorigk,
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Volgen die Weingartten Nemlich vier morgen weniger ein virtell
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Deß zu warem urkhundt haben wir unsers Capittels Ingesiegell daß wir zue sachen geprauchen, wissentlich an dießen Brieff gehangen

Der geben ist uff Dinstag nach Albani des Heyligen Marterers, im Jhar nach der gepurt Christi unser Herren als man zalt Thausent funffhundert (viertzig undt funff)

Die Pacht für die zwei Huben Äcker (16 ha) beträgt 24 Malter guter trockener Frucht (1,5 Malter/ha). Die Pacht ist auch zu liefern bei Misswuchs, Teuerung, Hagel, Krieg, Feden und unabhängig von Geboten oder Verboten der Obrigkeit. Das Liebfrauenstift behält sich vor, den Pachtvertrag ohne Angaben von Gründen und ohne Einspruchmöglichkeit der Pächter aufzuheben und andersweitig zu verpachten.
Die vier Morgen Wingert, die bisher wüst gelegen haben, sollen bebaut und dem Pfarrer der dritte Teil der Trauben gegeben werden. Sie sind die ersten 12 Jahre zehntfrei; danach ist der übliche Weinzehnt zu zahlen.
Die Flur- und Wegebezeichnungen in dieser Urkunde entsprechen den bisher bekannten dieser Zeit.

Erbpachtvertrag des Liebfrauenstiftes 1545 über 2 Huben Land