Das Unternehmen Dyckerhoff wurde 1864 als “Portland-Cement-Fabrik Dyckerhoff & Söhne” in Amöneburg gegründet. Es lieferte den Zement für den Sockel der amerikanischen Freiheitsstatue 1884.
Kurz danach begann das Unternehmen mit dem Abbau von Kalksteinen in Flörsheim an der Spitze eines Höhenrückens, der vom Rodplateau bis zum Bachweg reichte (Dyckerhoffarchiv, Stadtarchiv Wiesbaden). Rechts der Zustand 1867. Die Abgrabungen schritten zunächst Richtung Norden voran, in späteren Jahren nach Nordwesten. Dabei “verschwanden” die Flure Mehlberg, Weißerde, Galgenberg, Kelpe, Schaftrieb, Froschpfuhl und östliches Rod im Steinbruch.
Auch vor den Dyckerhoffaktivitäten gab es an der gleichen Stelle einen Kalksteinbruch sowie einige andere in der Nähe, wie die Karte von 1850 zeigt. Direkt daneben standen die Kalkbrennöfen (rechts), siehe auch hier

Galgenberg und Mehlberg wurden weitgehend abgegraben. Die ursprüngliche Höhe des Galgenberges betrug 392 Preußische Fuß (120 m). Mit der Aufschüttung von Abraummaterial wurde die alte Höhe etwa wieder erreicht (2. Karte rechts), das Gleiche gilt für dem Mehlberg.
Das Rodkreuz (Plan M) fand seinen neuen Standort am Hang des aufgeschütteten “Mehlbergs” oberhalb des Seegrabens. Im gleichen Plan ist die Rodkapelle mit ihrem neuen Standort eingetragen. Geografisch ist dieser Standort der alte, wie man der ersten Karte rechts entnehmen kann. Sie wurde offenbar am gleichen geografischen Punkt auf der Abraumhalde positioniert.

1974 wurde der Abbau von Kalksteinen im Dyckerhoff´schen Steinbruch eingestellt und das Abpumpen von Grundwasser beendet. Der Grundwasserspiegel liegt 8 m über der Sohle des Steinbruches und entspricht dem heutigen Niveau des zwangsläufig enstehenden Sees (“Anglersee” des Angelsportvereins Flörsheim). Nach Ende des Kalksteinabbaus gab es zeitweise Pläne, das Gelände zu verfüllen; sie wurden offenbar verworfen.

Ausschnitt der Höhenkarte von 1867 mit dem Beginn des Dyckerhoff´schen Steinbruchs

Galgenberg und Mehlberg, Zustand nach Abtragung und Aufschüttung 1968, unten die Hochheimer Straße (Bachweg),  Karte im Liegenschaftsamt Flörsheim

Aufgeschüttete und rekultivierte Bereiche (grün) am Rande des Steinbruchs, Zustand 1968, Ursprungskarte im Liegenschaftsamt Flörsheim, siehe Plan M

Dyckerhoff´scher Steinbruch, Richtung Osten            Aufnahme 1973

Dyckerhoff´scher Steinbruch, Richtung Nordwesten        Aufnahme 1973

“Kelb” heute, rechts die Seegärten, unten die Obermühle, östliche und westliche Abraumhalden (baumbewachsen), links die Wiesenmühle     Google Earth 2013

Östliche Abraumhalde (überm See), um 1985    Dyckerhoff Archiv, Stadtarchiv Wiesbaden

Heutiger Standort des Rodkreuzes auf dem aufgeschütteten Mehlberg
Aufnahme 2013

Rodkreuz, “Errichtet 1733 Erneuert von Familie Adam Messerschmidt 1900” Aufnahme 2012

Rodkapelle, Stifter unbekannt, nach 1700, am gleichen geografischen Standort wie die ursprüngliche Kapelle nur höher auf der östlichen Abraumhalde, siehe auch hier      Aufnahme 2013

Aufgeschütteter Galgenberg vom Mehlberg aus Richtung Nordwesten, im Vordergrund die neueren Erdaufschüttungen                   Aufnahme 2013

Östliche Abraumhalde, vom Galgenberg aus Richtung Osten, links das Gelände des Flörsheimer Angelsportvereins, im Vordergrund neuere Erdaufschüttungen
Aufnahme 2012

Der aufgeschüttete Mehlberg, vom Galgenberg Richtung Süden    Aufnahme 2012

Einer der interessantesten Wege in der Flörsheimer Gemarkung ist der mittelalterliche Fernweg (in oberen Bereich wegh der von der mul nach wicker gehet), der vom Limburger Becken kommend die Flörsheimer Gemarkung von der Warte bis zum Rüsselsheimer Fahr querte ohne das Dorf zu tangieren, Plan L. Dieser Weg ist in den Karten von 1850 und 1867 und in Plan M (dort nur schwer zu erkennen) eingetragen mitsamt der Abzweigung des Galgenweges (Gerichtsweg). Er verlief ab dem Kreuzweg durch das Gelände des späteren Steinbruches und ist deshalb auf dieser Strecke, genauso wie der Galgenweg, nicht erhalten.
Die heutige Wegführung vom Kreuzweg zum Bachweg geht über die östliche Abraumhalde nur einige zehn  Meter neben dem alten Fernweg. In der Überlagerung der Höhenkarte von 1867 mit einer heutigen Satellitenaufnahme (rechts) ist die Abzweigung des Galgenwegs vom Fernweg mit einem roten Punkt markiert ebenso in der Aufnahme rechts im Bereich der neueren Erdaufschüttungen. Die geografischen Koordinaten der Abzweigung sind: 50° 00´ 28,42´´ N und 8° 24´ 12,2´´ O.
Der weitere Verlauf des Fernweges Richtung Süden ab der Galgenweggabelung ist in den Karten von 1850 und 1867 unterschiedlich dargestellt. Der Wegeverlauf von 1850 scheint für den historischen Fernweg der wahrscheinlichere; er hat ein geringeres Gefälle und endet direkt am Bachweg am Flörsheimer Bach, von wo aus man direkt über den Mühlweg zum Rüsselsheimer Fahr gelangen konnte.
Es muss allerdings nicht unbedingt den einen Fernweg gegeben haben. Eine Alternative für Fernreisende, die wahrscheinlich nicht am Galgen interessiert waren, wäre die Route von der Rodkapelle über ein Stück Rodweg,  dann über den Hippfad oberhalb des Seegrabens zum Bachweg gewesen, allerdings nur in trockenen Jahreszeiten (siehe auch hier).

Spekulationen sind erlaubt, wenn man sie als solche erkennen kann: Auf dem Galgenberg liegt ein Sandstein (unten). Der Sandstein wurde bearbeitet, und die scharfen Kanten zeigen, dass er nicht als Flussgeröll transportiert worden ist. Natürliche Sandsteinvorkommen gibt es in der Flörsheimer Gemarkung nicht. Das auf dem Galgenberg aufgeschüttete Material ist der Abraum aus dem Gelände des Steinbruches, also auch Abraum vom Galgenberg selbst. Die einzigen Gebilde aus Sandstein, die Reste im Abraum hinterlassen haben können, sind der Galgen und eine spekulative Wegeruhe (Plan J); das Rodkreuz ist in Gänze erhalten. Galgen wurden in der Regel aus Sandstein gebaut. Das Sandsteinartefakt könnte ein Teil des Galgens gewesen sein.

Überlagerung der Höhenkarte von 1867 mit einer neueren Satellitenaufnahme (Google Earth 2012). Die Abzweigung des Galgenweges vom Fernweg ist mit dem roten Punkt markiert

Links der Mehlberg, rechts der Galgenberg, Richtung Süden. Der rote Punkt markiert die geografische Position der früheren Abzweigung des Galgenweges vom Fernweg auf dem neu aufgeschütteten Gelände, Aufnahme 2013

Vom höchsten Punkt des Galgenberges Richtung Süden, die Gebäude gehören zur Obermühle.

Sandsteinartefakt auf dem Galgenberg

Historischer Kalkbrennofen      Aufnahme 1973

Historische Kalkbrennöfen, nach der Restaurierung und Überdachung durch Regionalpark Rhein-Main GmbH 1997, siehe auch hier           Aufnahme 2007

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Die Flure Kelb, Weißerde, Mehlberg und Galgenberg